Text, Fotos und Tabellen: Hans-Christoph Thiel, Univ.-Prof. Dr.-Ing.
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Volldampf im Tal der Roten Weißeritz      

18./19. Juli 2009 - 1. Schmalspurbahn-Festival auf der
Weißeritztalbahn Freital-Hainsberg - Kurort Kipsdorf

 

Nach Jahren zähen Ringens um den Wiederaufbau der vom Hochwasser 2002 zerstörten Weißeritztalbahn, die im ersten Streckenabschnitt von Freital-Hainsberg bis Dippoldiswalde seit 13. Dezember 2008 wieder Alltag ist, wird am kommenden Wochenende 18./19. Juli 2009 das erste Schmalspurfestival rundum diese Bahn stattfinden. Die beiden Tage werden auch im Gedenken an das 125-Jahr-Jubiläum dieser Bahn stehen, das während der intensiven Bauarbeiten am 3. September 2008 hätte gefeiert sollen.

 

Mehr als 50 Züge zu mehr als 50 Einzelveranstaltungen

 

Unter dem Management des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) sind alle Städte und Gemeinden entlang der dienstältesten Schmalspurbahn Sachsens mit von der Partie. An allen Bahnhöfen und Haltepunkten wird an beiden Tagen ein vielfältiges Programm für Jung und Alt geboten. Über 50 Einzelveranstaltungen sind es, die ein erlebnisreiches Wochenende garantieren. So präsentiert der Erfinderclub Freital erstmals sein Großraumspiel „Weißeritztalbahn“. Im Coßmannsdorfer WeißeritzPark läuft ein Grillweltmeister zur Hochform auf. In Rabenau sind die Miniaturbahnen des Modellbahnclubs in Aktion zu sehen. „Zu Stuhle“ bittet das Deutsche Stuhlbauermuseum mit einer Zeitreise durch 200 Jahre der alltäglichen und kunstvollen hölzernen Vierbeiner. Der Mühlenhof Seifersdorf lädt zum Sommerfest ein und in Dippoldiswalde wird Dippold, der Namensgeber der Stadt, für kurzweiligen Spaziergang zwischen dem Bahnhof und dem Lohgerbermuseum sorgen. Höhepunkt der beiden Tage wird gewiss das nächtliche Spektakel „Malter in Flammen“ sein, das am Samstag 23.00 Uhr an den Ufern der Talsperre Malter beginnt. Auf Plakaten und in Flyern eingekündigt, dürfte keine der Veranstaltungen leer ausgehen.

 

Familienfreundliche Gesten

 

Als Bahnbetreiber hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) gemeinsam mit den beiden Eisenbahnvereinen Interessengemeinschaft (IG) Weißeritztalbahn e. V. und Traditionsbahn Radebeul e. V. über 50 Zugfahrten angekündigt. Die nahezu stündlich verkehrenden Züge machen jedermann mobil. Wie bei vielen Großveranstaltungen auch, wird empfohlen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Aber dennoch, in Freital-Hainsberg, aber auch in Malter und Dippoldiswalde sind reichlich Parkplätze vorhanden. Fahrkarten sind in den Zügen ohne Aufpreis erhältlich, wie generell bei der SDG. Die IG Weißeritztalbahn hält zudem die vier Agenturen in Freital-Hainsberg, Freital-Coßmannsdorf, Seifersdorf und Malter offen, in denen auch Souvenirs angeboten werden, so auch der neue Jahreskalender 2010. Alle Züge können ohne Aufpreis und Reservierung benutzt werden. An beiden Tagen fahren Kinder bis 14 Jahren in Begleitung Erwachsener sogar kostenfrei mit – eine besonders familienfreundliche Geste! Ebenso kostenfrei sind die Lokmitfahrten im Bahnhof Freital-Hainsberg.

 

Radebeuler Traditionszug ohne Zuschlag und Vorreservierung

 

Zusätzlich zum alltäglich eingesetzten Fahrzeugpark wird ein zweiter Zug mit den so genannten Einheitswagen auf Tour gehen, dem der von der IG Weißeritztalbahn e. V. bewirtschaftete Salonwagen beigestellt ist. Höhepunkt wird das Gastspiel des Radebeuler Traditionszuges sein, der zuletzt vor über 26 Jahren hier zur 100-Jahr-Feier der Weißeritztalbahn zum Einsatz kam. Im Traditionszug sind erstmals seit Jahrzehnten auf der Weißeritztalbahn zweiachsige Oberlichtwagen eingereiht, so z. B. der Zugführerwagen 1441k der Interessengemeinschaft Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V. Für den Traditionszug steht die Dampflok IV K Nr. 176 (99 586) unter Dampf, assistiert von der Freitaler IV K Nr. 99 608, die beide als Zug- und Vorspannlok den Traditionszug bergan fahren werden. Talwärts rollt dieser Zug mit Zug- und Schlusslok. Den zwei schwereren Wagenzügen sind die Loks der Baureihe VII K vorbehalten, von denen die 99 734, 99 746 und 99 771 unter Dampf stehen werden. Dieselloks werden im Bahnhof Freital-Hainsberg zum Rangieren zur Verfügung stehen, in der Hoffnung, nicht doch noch für eine defekte Dampflok auf Strecke gehen zu müssen.

 

Der Mehrzugbetrieb wird von der Zugleitung in Freital-Hainsberg gesteuert, mit der das Fahrpersonal auf den unbesetzten Bahnhöfen und Haltepunkten in Kontakt steht. Alle Kreuzungsbahnhöfe werden als solche auch genutzt. Abgesehen vom Bahnhof Freital-Hainsberg wird es in den Bahnhöfen von Rabenau, Seifersdorf und Malter lebhaften Bahnbetrieb geben. Im Bahnhof Dippoldiswalde wird es dafür aber eher beschaulich zugehen, auch wenn der dortige Wasserkran nicht zur Ruhe kommen darf.

 

Noch immer ist Kurort Kipsdorf ohne Bahnanschluss!

 

Eines darf bei aller Euphorie der beiden Tage jedoch nicht vergessen werden – die Weißeritztalbahn hat ihre beiden Endbahnhöfe in Freital-Hainsberg und im Kurort Kipsdorf! Und dafür fehlt noch der Wiederaufbau eines ca. 11 km langen Streckenteils. Von der sächsischen Landespolitik längst und wiederholt versprochen, liegen angesichts ruhender Baustellen und ausbleibender Gäste nicht nur bei so manchem Hotelier und Gastwirt die Nerven blank, wie jüngst auf einer Mahnwache am 14. Juni öffentlich kundgetan. Möge jedes nachfolgende Schmalspurfestival dieser Bahn auch alle Orte bis hinauf nach Kurort Kipsdorf in Hochstimmung versetzen!

 

Hier der Fahrplan auf einen Blick:

 

 

Aktuelle Infos der SDG unter www.weisseritztalbahn.com

Fahrplanblatt der SDG siehe www.bvo-annaberg.de/dokumente/pdf/Schmalspurbahn-Festival2009_WTB_Fahrplan.pdf

Flyer mit der Liste aller Veranstaltungen siehe http://www.bvo-annaberg.de/dokumente/pdf/Schmalspurbahn-Festival2009_WTB_Programm-Flyer.pdf

 

 

Einen fotografischen Vorgeschmack gefällig? (Alle Fotos (C) 2009, Hans-Christoph Thiel)

Ruhe vor dem (An)Sturm: In der Mittagpause stehen im Lokschuppen Freital-Hainsberg die grüne IVK 99 586, auf dem Nachbarstand die VIIK 99 734 und vor dem Schuppen die Dieselloks L45H 084 und die V10C, 09. Juli 2009.
 

Die Zuglok 99 1746 hat mit ihrem 9-Wagen-Zug keine große Mühe bergan zu kommen, hier bei Einfahrt in den Haltepunkt Freital-Hainsberg, 09. Juli 2009.


Das Wahrzeichen der neuen Weißeritztalbahn - die Stabbogenbrücke oberhalb der Rabenauer Mühle. VIIK-Lok 99 1761 zieht den Personenzug nach Dippoldiswalde gleich durch einen 50-m-Bogen, 25. April 2009.


Mit Volldampf geht es die Steigung zur Talsperre Malter hinauf, hier bei Ausfahrt aus dem Bahnhof Seifersdorf, 25. April 2009.


"Dampfbahnfahren oben ohne" -  der neue Aussichtswagen garantiert ungetrübten Ohren- und Augenschmaus, nicht nur bei Tageslicht, sondern auch in den Abend- und Nachtstunden bei hoffentlich wolkenlosem Sternenhimmel.

An der Talsperre Malter, 23. Mai 2009.


Von Dippoldiswalde kommend rollt ein Personenzug am östlichen Ufer der Talsperre Malter entlang, 23. Mai 2009.
 

 


 

... und die Vorstellung der "neuen" Weißeritztalbahn in Cottbus:

Stadt- und Regionalbibliothek Cottbus, Berliner Str. 13/14, 03046 Cottbus, www.bibliothek-cottbus.de

Donnerstag, 15.10.09, 19.30 Uhr

Hans-Christoph Thiel:
"Wieder unter Dampf" - Lesung und Gespräch zum Wiederaufbau der Weißeritztalbahn

 

Schmalspurbahnen, noch dazu dampfbetriebene, stehen für eine lebendige Eisenbahngeschichte und unterliegen dennoch den harten Regeln der Verkehrswirtschaft. Abgesehen von ihrer Spurweite von 750 mm ist auch für die Weißeritztalbahn „Freital - Hainsberg - Kurort Kipsdorf“ nichts mehr so wie noch vor Jahrzehnten. Im August 2002 vom Jahrhunderthochwasser verwüstet, privatisiert, ohne Gütertransporte, besteht sie heute ausschließlich als faszinierende touristische Attraktion. Nach sechsjähriger Betriebspause ist sie „wieder unter Dampf“, vorerst auf einem phantastisch wiederhergestellten Teilstück. Dr.-Ing. Hans-Christoph Thiel, Professor am Lehrstuhl Eisenbahn- und Straßenwesen an der BTU Cottbus, sieht darin eine Chance aber nicht das Allheilmittel für ihre Zukunft.