Haltepunkt Graal-Müritz Koppelweg
Bahnsteig vollständig aus glasfaserverstärktem Kunststoff (2007) ...
... Stippvisite auf der Gleisbaustelle im Rövershagener Forst (2004)

- alle Aufnahmen
(C)  BTU Cottbus, Prof. Thiel -

Am 12.01.07 stellte der VDEI e. V. (Fachausschuss Architektur/Hochbau) mit einem Sonderworkshop den am 10.12.06 in Betrieb genommenen Haltepunkt Graal-Müritz Koppelweg vor, dessen Bahnsteig vollständig aus einer glasfaserverstärkten Kunststoffkonstruktion besteht (siehe Presseinformation). Das Konstruktionsprinzip von Bahnsteigen in Skelettkonstruktion (auch als aufgeständert bezeichnet) ist seit 1990 Stand der Technik, jedoch nicht - und das ist das Besondere eben dieser vorgestellten Konstruktion - die extreme Leichtbauweise mit Kunststoffprofilen etc.
Geringste Bau- und Montageaufwendungen ohne bahnbetriebliche Beeinflussungen und ohne galvanische Probleme an gewöhnlich elektrifizierten Bahnen sind absolute Highlights! Näheres siehe Pressemitteilung.
Der Blick unter die Bahnsteigebene (rechts) offenbart das Konstruktionssystem mit Längs- und Querprofilen sowie flächenhaften Gitterrosten. Hersteller der Elemente ist die Composite Technologie System GmbH Geesthacht.
(Abb. oben) Ebenso stand Herr Kaschwich (Geschäftsführer HTG Ingenieurbüro für Bauwesen GmbH Schwerin) den Gäste des Workshops und dem TV-Team Rede und Antwort. Ein Kamerateam vom Bahn-TV nutzte die Gelegenheit, den Bauherrn (Abb. rechts, Bahnhofsmanager Rostock, Herr Leddig) zu interviewen.
Momentaufnahmen während und zwischen den Zugfahrten. Die Strecke Rostock Hbf - Graal-Müritz wird (nicht ganz exakt) stündlich bedient, teilweise auch von/nach Bad Doberan, vereinzelt auch mit Umsteigen in Rövershagen.

Ein Blick zurück - Bahnsteigbauten Typ Modula(R) Firma Heringbau

Im Zuge der Ertüchtigung der Nebenbahn Rövershagen - Graal-Müritz wurden alle Bahnsteige zum Zeitpunkt der Wiedereröffnung des Bahnbetriebs (2005) mit dem Fertigteilsortiment modula(R) der Firma Hering Bau GmbH & Co. KG errichtet, hier Aufnahmen vom Hp Rostock Torfbrücke.
 

Der Abschluss der Stichstrecke ... Haltepunkt Graal-Müritz

Die Strecke endet in Graal-Müritz stumpf an einem Gleisabschluss (für Eisenbahnfahrzeuge mit Seitenpuffer, die regelmäßig so aber nicht im Einsatz sind!). Auf dem westlichen Teil des früheren Bahnhofsgeländes entstand eine "neue Verkehrsfläche der kuren Wege" mit DB PlusPunkt, Bushaltestelle, Fahrrad-, Pkw-Abstellplätzen und Taxi-Stand.
   
   

Das Detail am Rand (oben rechts):
Elektrant für die stationäre Stromversorgung der eventuell für längere Zeit abzustellenden Triebwageneinheit.

... was vom ehemaligen Bahnhof Graal-Müritz übrig blieb:

Der gesamte ehemalige Bahnhof Graal-Müritz wurde zurückgebaut, zumindest sind alle Gleise und Weichen beseitigt (unten links, Blick in Richtung Rövershagen). Der Lokschuppen steht noch als Ruine. Einzig das Empfangsgebäude und der Güterschuppen erstrahlen als Gastwirtschaft im neuen Glanze und machen der Ortsansicht alle Ehre (unten Mitte). Beim Bauzaun-Ambiente auf der vormaligen Gleisseite wird allerdings wohl nicht die rechte Atmosphäre eines Terrassenbetriebs aufkommen wollen.

Bahnkörpergestaltung Rövershagen - Graal-Müritz

Infolge der geringen Tragfähigkeit des anstehenden Baugrundes ist das Besondere des Bahnkörpers der Strecke  Rövershagen - Graal-Müritz die konsequent leicht ausgeführte Oberbauanordnung mit Y-Stahlschwellen und des damit möglichen sehr geringen Bettungsquerschnittes, siehe Literatur/Links. Warum dann aber der Überbau einer Eisenbahnbrücke die Breite eines Regelbettungsquerschnittes für Spannbetonschwellen hat (Abb. unten rechts), werden nur der Bauherr und der Planer beantworten können, zumal der Gefahrenbereich an Bahnanlagen hier nicht das Ausschlaggebende sein wird.



Das besondere Detail (Abb. links):
Örtliche Markierung der geometrischen Punkte "Übergangsbogenanfang UA, Ausrundungsanfang AA" als Metallplakette an der Schienenbefestigung!

... von unserem Baustellenbesuch im November 2004 mitten im Rövershagener Forst

Eine Exkursion zu Baustellen am Rügendamm und auf Rügen nutzte der Lehrstuhl Eisenbahn- und Straßenwesen der BTU Cottbus um zugleich die Gleisbaustelle der jochweisen Verlegung von Y-Schwellen zu studieren.
Herr Wengler (ThyssenKrupp Gleistechnik) hat uns bestens betreut und die Technologie lebhaft "rüber gebracht"!
 
Literatur/Links:
Kaschwisch, Eberhard; Schmidt, Peter; Winter, Karl-Heinz; Wischnewski, Gerd: Neues Bahnstiegsystem unter Verwendung von glasfaserverstärktem Kunststoff. Modulares Bahnsteigsystem MBS 2001. - in: Eisenbahn-Ingenieur 58 (2007) 3, 6 - 11
Grüger, Norbert; Sattler, Ronald; Winter, Karl-Heinz: Strecke Rövershagen – Ostseebad Graal Müritz. Aktivierung einer Bahnstrecke – Optimierung technischer Machbarkeit und gebotener Wirtschaftlichkeit. – in: Eisenbahn-Ingenieur 54 (2003) 7, 14- 19
(C) 2007, BTU Cottbus, Prof. Thiel, BTU-Filme 261/262 und 383/384